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Der Konfuzianismus

Die Lehre menschlicher Beziehungen

Konfuzius, auch Kong Fu Zi oder Kung Fu Tse (also Meister Kung) genannt, eigentlich Kong Qui oder auch K'ung Ch'iu mit Namen, war ein chinesischer Philosoph und der Begründer des Konfuzianismus und damit eine der bedeutendsten Persönlichkeiten in der Philosophiegeschichte Chinas.

Die Person des Konfuzius ist historisch gesichert und seine Lebensdaten sind exakt festgehalten. Danach wurde er im Jahre 551 v. Christus in Qufu geboren und starb dort im Jahre 479 v. Chr., wurde also 72 Jahre alt.

Der Name Konfuzius entstand hier im Westen dadurch, daß in einer von Jesuiten angefertigten Übersetzung des Lun-Yü (der Gespräche des Konfuzius), sein Name latinisiert wurde.

Der Überlieferung zufolge entstammte Konfuzius dem chinesischen Kleinadel und wurde im Staate Lu (der heutigen Provinz Shandong) geboren. Erzählungen über sein Leben berichten, daß sein Vater, der Befehlshaber eines Bezirkes in Lu war, drei Jahre nach der Geburt des Konfuzius starb und die Familie in Armut hinterließ. Dennoch erhielt Konfuzius in Anerkennung der Leistung seines Vaters für die Erhaltung der Staatstraditionen der Chou-Dynastie eine gute Ausbildung.

Konfuzius lebte in einer Umbruchszeit, in der sich das alte chinesische Feudalreich in Einzelstaaten auflöste und die Glaubwürdigkeit des darauf bezogenen mythologisch-religiösen Wertsystems in Frage gestellt wurde.

In einer bekannten Überlieferung über das Leben des Konfuzius wird dargestellt, daß er im Alter von 50 Jahren Magistrat von Zhongdu und im darauf folgenden Jahr Justizminister im Staat Lu geworden sei. Lu sei so mächtig geworden, daß der Herrscher eines Nachbarstaates Schritte ergriffen habe, den Minister abzusetzen. Ob Konfuzius tatsächlich selbst an die Macht strebte oder durch seine Lehren lediglich versuchte, die Herrscher auf den rechten Pfad der Tugend zu bringen, ist nicht geklärt. An diese Zeit anschließend, führte er ein Wanderleben und sammelte eine Schar von Schülern um sich. Er erstrebte die Neuerrichtung des alten Feudalreiches auf ethischer Grundlage.

Die literarische Lebensleistung des Konfuzius ist die Redaktion und Überlieferung der "Fünf Klassiker" (Wu Ching), die aus dem I-ching (Buch der Wandlungen), dem Shu-ching (Buch der Geschichten), dem Shi-ching (Buch der Lieder), dem Li-chi (Buch der Sitte) und den Ch'un-ch'iu (Frühlings- und Herbstannalen) bestehen. Seine eigene, von ihm selbst nur mündlich vorgetragene Lehre ist von seinen Schülern in Lun-yü (Gespräche) festgehalten worden.

Im Zentrum der Lehre des Konfuzius stehen die fünf Tugenden: Pietät, Loyalität, Rechtschaffenheit, Zuverlässigkeit und Bescheidenheit.

Konfuzius, seit Ende des 2. Jahrhunderts v.Chr. als geistiger König verehrt, erlangte größten, bis heute andauernden Einfluss auf die Entwicklung der chinesischen Philosophie. Bei der außerordentlichen Verehrung, die ihm bereits zu Lebzeiten zuteil wurde, spielte vermutlich die traditionelle chinesische Überlieferung eine Rolle, nach der alle 500 Jahre eine bedeutende Persönlichkeit erwartet wurde, die den Staat moralisch erneuere. Vor diesem Hintergrund wird die mythische Überhöhung seiner Person verständlich. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde Konfuzius, auf dessen Grab in Qufu, das noch heute existiert, der Kaiser 174 v.Chr. erstmals Opfer darbrachte und zu dessen Ehren seit einem kaiserlichen Edikt im Jahre 555 n.Chr. in jeder Provinzhauptstadt ein Tempel zu errichten war, per Erlass mit den höchsten Göttern gleichgestellt.

Eine Verehrung, die in Taiwan bis heute weiterbesteht. Allerdings bildete sich im Konfuzianismus niemals eine wirkliche Kirche heraus, und ein Götterglaube im üblichen Sinne entwickelte sich auch nicht. Dies beruht vor allem auf der sehr weltlichen und auf das Diesseits bezogenen Lehre.

Seit dem Beginn dieses Jahrhunderts allerdings wurde Konfuzius von Radikalen durchweg als Negativfigur dargestellt, der die Rückständigkeit Chinas anzulasten sei. Einen besonderen Höhepunkt fand diese Verunglimpfung während der Kulturrevolution. Seit 1976 findet jedoch wieder eine gezielte Aufwertung von Konfuzius statt, indem er als aufgeklärte und um die Staatsordnung verdiente Persönlichkeit gewürdigt wird.